Micky Kwella
gehörte zu den einflussreichsten Persönlichkeiten
der Berliner Video- und Multimedia Szene.
Nach einer Lehrerausbildung absolvierte er sein Studium an der Berliner
Filmhochschule DFFB mit dem Film "Die von der Straße".
Bald darauf - ca. Anfang der 80er Jahre - wurde er Mitglied der
MedienOperative (später "Mediopolis") - einer
Gruppe unabhängiger Videomacher und Journalisten. Er gab Videokurse
und engagierte sich in vielfältiger Weise im Bereich unabhängiger
Videoarbeit.
Mitte/Ende der 80er Jahre begann er in der MedienOperative öffentliche
Videovorführungen zu organisieren - diese umfassten die eher
dokumentarischen Arbeiten, produziert von Gruppen wie der MedienOperative
oder der Medienwerkstatt Freiburg - sowie zunehmend Produktionen
aus dem aufblühenden Bereich der Videokunst.
Als die Forum-Sektion der Berlinale 1987 beschloss, ihre Video(kunst)
Vorführungen beinahe komplett einzustellen, entschloss sich
Micky Kwella - der bis dahin schon Nachspiele dieser Programme in
der MedienOperative organisierte, diesen Wegfall nicht einfach hinzunehmen,
sondern eigene Vorführungen, parallel zur Berlinale, zu organisieren.
Dies war die Geburtsstunde des VideoFest Berlin. Das erste
VideoFest stampfte er innerhalb kürzester Zeit aus dem Boden
- im Februar 1988 ging es - unter der Trägerschaft und in den
Räumen der MedienOperative - als "VideoFilmFest '88 des
internationalen forums des jungen films"über die Bühne.
Der Startschuss für ein Festival, dass sich in wenigen Jahren
zu einem der grössten internationalen Video- und Multimedia-Festivals
in Europa entwickeln sollte.
Bis 1990 fanden die Vorführungen in einem Saal der MedienOperative
statt - doch schon 1990 drohte, bei aller familiären Atmosphäre,
das Haus in der Potsdamer Strasse aus den Nähten zu platzen.
Das Festival lagerte sich zunehmend aus. Die immer ambitionierter
werdenden Video-Installationen wurden u.a. in den Räumen der
Akademie der Künste am Potdamer Platz gezeigt. In der
- damals noch Akademie der Künste der DDR - fand schon
1990 eine Wiederholung der Programme des VideoFests statt - 1991
zog man komplett in die Akademie
als Veranstaltungsort um. Die Zuschauerzahlen und die der eingereichten
Projekte wuchs Jahr um Jahr - der Festival-Etat leider nicht. Der
Kampf mit den knappen Resourcen blieb dem Festival die Jahre hindurch
erhalten.
1993 ging die Akademie im Zuge der Nach-Wende-Wehen als Veranstaltungsort
verloren. Das Berliner Haus Podewil wurde der neue Veranstaltungsort
und auch das Festivalteam bezog dort seine Arbeitsräume. Mit
dem Einzug neuer Medien-Plattformen wie Internet- und CD-Rom erweiterte
auch das Festival seinen Focus, erweiterte sein umfangreiches Videoprogramm
(Tapes- und Installationen) um div. neue Multimedia-Bereiche - entsprechend
änderte es 1997 seinen Namen in transmediale
- unter diesem Namen firmiert das Festival bis heute - mittlerweile
findet es im Berliner Haus der Kulturen der Welt statt.
Micky Kwella leitete das Festival - mit einer kurzen Unterbrechung
- bis ins Jahr 2000. Daneben gab er u.a. Videokurse an der DFFB
Berlin und war auf zahlreichen Kursen in Sachen Video-Präsentation-
und Lehre für das Goethe Institut unterwegs - insbesondere
in Lateinamerika. Im Zuge dieser Reisen entwickelte er sich zu einem
Fachmann für die dortige(n) Video-Szene(n) und organisierte
Vorführungen dieser Produktionen u.a. auf der transmediale.
Diese Arbeit führte er auch nach dem Abschied von der transmediale
fort, ebenso seine Lehrtätigkeiten an verschiedenen Hochschulen
und Instituten.
Im Feb. 2003, 54-jährig, erlag er einem Herzinfarkt.
Damit hat die Berliner Medienszene einen ihrer wichtigsten Köpfe
verloren. Einen, der mit Energie und Eigensinn, speziell der Verbreitung
von Video- und Multimedia als Kunstformen in dieser Stadt den Weg
geebnet hat - und der zahllose Menschen zu einem kreativen Umgang
mit diesen Techniken angespornt hat.
Micky, eines der Gründungsmitglieder von Waidak Video e.V.,
fehlt nicht nur uns.
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